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Chronik der Familie Glauner   |   Fotoalbum                                                                

 

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1700 - 1730

Dem wirtschaftlichen Aufstieg, den Hans Jergs Leben erkennen ließ, folgte bei dem Sohn Mätthäus, geboren am 21. September, gestorben am 28. Mai 1721, offenbar wieder ein Niedergang. Es kamen aufs Neue Jahrzehnte des Krieges, in denen auch Freudenstadt von Feind und Not nicht verschont blieb und unter dem allgemeinen Elend mitzulaiden hatte. In den sogenannten Franzosenkriegen, in denen die Horden Ludwigs XIV. die Pfalz, Baden und Württemberg verheerten und brandschatzten, hatte Freudenstadt gleich andern zahllose Durchzüge, Besetzungen, Plünderungen und Erpressungen auszuhalten. Man rechnete dort die Kriegszeit von 1674 - 1713 als eine fortgesetzte Plage. Die Geschichte unterscheidet den Reichskrieg gegen Frankreich von 1674 bis zum Nymweger Frieden vom 5. Februar 1679, die Kriege von 1688 bis zum Frieden von Ryswik vom 30. Oktober 1697 und dem spanischen Erbfolgekrieg von 1701 bis zu den Friedensschlüssen von 1714. Württemberg war entweder Durchzuggebiet für Freund oder Feind, oder Kriegsschauplatz. Die Folge war allgemein Darniederliegen von Wirtschaft, Handel und Wandel, also auch bei der Bäckerei des Matthäus Glauner.

Wie weit etwa persönliche Schwäche und Untüchtigkeit bei seinem Mißgeschick mitgewirkt haben können, ist bei dem Mangel an Nachrichten nicht zu erkennen. Aber da er von einem seßhaften Betrieb zu einer Art Wandergewerbe überging, können wir uns etwa denken, daß die gesunde Unternehmungslust des Urgroßvaters Peter bei dem Urenkel in einer gewissen Unstetigkeit wiedererschienen war. Das neue Gewerbe, zu dem er griff, Handel mit Korn (später wohl auch anderem landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Wein), das mit eigenem Fuhrwerk bei den Bauern aufgekauft und in der Stadt alsbald, womöglich vom Wagen weg, wieder verkauft wurde, vertrug sich mit der Bäckerei nicht, die darüber wohl ganz einging. Besonderes Betriebskapital war, wie man sieht, nicht erforderlich, wäre auch kaum vorhanden gewesen. Diese Art von Handelschaft scheint in jener Zeit gerade im Schwarzwald von vielen getrieben worden zu sein. Sie mag auch anfangs einträglich gewesen sein. Aber je größer der Wettbewerb wurde, desto kleiner wurde der Gewinn. Bald stellte sich so der Zustand ein, von dem ein Aktenstück von 1735 sagt: „Die Händler könnten sich kaum des Bettelns erwehren und müßten deshalb Steuerkataster außer Anschlag bleiben“. Daß es sich von Vornherein um Handel in ganz kleinen Verhältnissen handelte, scheint auch der Name zu zeigen, mit dem man die Händler bezeichnete: „Schäufler“, weil als Werkzeug beim Auf- und Abladen des Korns die Schaufel dient.

Matthäus ist 1721 gestorben. Seinem Sohn Johann Sebastian konnte er kein seßhaftes Gewerbe hinterlassen und, da er von ihm in den Betrieb des Schäufelns eingeführt war, weil er ihm seit Jahren als Gehilfe zur Seite stehen konnte, war dieser ganz darauf angewiesen, den Betrieb mochte er großen oder kleinen Gewinn abwerfen, zunächst weiterzuführen. Er war der einzige Sohn, der den Vater überlebte. Dieser war zweimal verheiratet. Von den 3 Kindern, 1 Sohn, 1 Totgeborenes, 1 Mädchen aus der ersten Ehe mit Maria Salome Röckh von Schiltach (deren Mutter eine Tochter des dortigen Pfarrers Martin Höschlin gewesen ist), anscheinend einer Verwandten der Frau seines Bruders Hans Marx, erreichte keines ein volles Jahr. Aus der zweiten Ehe mit Anna Maria Hegel von Alpirsbach, geboren am 20. Juli 1659, gestorben am 4. September 1719, hatte außer dem Sohn Johann Sebastian 4 Töchter, von denen die zwei Jüngsten auch nur kurze Zeit gelebt haben. Die älteste, Maria Barbara, geboren am 22. Januar 1692, gestorben am 25. September 1757, die am 19. Januar 1716 den Johann Friedrich Bäurlein von Freudenstadt heiratete, geriet später auf Abwege. Das mag die Folge mangelnder Erziehung im Vaterhaus gewesen sein, denn wenn der Vater fast die ganze Zeit geschäftehalber auswärts sein mußte, war es leicht möglich, daß daheim Aufsicht und Zucht der Kinder litt. Die Tochter Elisabeth, geboren am 3. Juli 1695, gestorben am 17. März 1765, heiratete am 1. September 1738 Anton Bilger, Schuhmacher in Freudenstadt.