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Chronik der Familie Glauner   |   Fotoalbum                                                                

 

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1600 - 1610

Der Grundriß von Freudenstadt, wie ihn nach einer Idee des Herzogs sein berühmter Baumeister Heinrich Schickhardt entworfen hat und wie er heute noch besteht, ist von besonderer Eigenart. Ein freier, viereckiger 4,8 ha großer, ursprünglich zum Exerzieren für die garnisonierden Truppen bestimmter Platz ist von drei geschlossenen Häuserreihen, die hintereinander liegen und unter sich durch enge Straßen getrennt sind, im Viereck umschlossen. Jede Seite des Vierecks ist durch eine Straße in zwei Hälften geteilt, das sind die nach vier Richtungen auseinandergehenden Zufahrtsstraßen zum Marktplatz. Auf diesem sollte ein herzogliches Schloß gebaut werden, das nicht zur Ausführung kam. Jetzt enthält er außer dem eigentlichen Platz für die Wochenmärkte öffentliche Anlagen und einzelne Gärten in privatem Besitz. Auch die Befestigungswerke, die anfänglich vorgesehen waren, weil die Stadt zugleich dem Schutz der Bergwerke und der hier beginnenden Paßstraße über den Kniebis dienen sollte, sind nie ganz ausgeführt worden. Durch die vier Straßen wird die Stadt des alten Grundrißes in vier gleiche Teile zerlegt; da in den vier Ecken des Platzes öffentliche Gebäude geplant waren, von denen Kirche, Rathaus und Kaufhaus (heute als Schule benutzt) noch vorhanden sind, nannte man nach ihnen die 4 Viertel. Peter Glauners Haus gehörte wie das „Wirtshaus zur goldenen Barbe“ zum Kirchenviertel.

Die Stadt wuchs rasch, es fehlte nicht an Zuzug und die leichten, meist aus Holz gebauten Häuser erforderten nicht lange Bauzeit. Man wird auch annehmen dürfen, daß die Ansiedler einander gegenseitig Hilfe leisteten, auch ohne besonderen Druck von Seiten der Obrigkeit. Ein Verzeichnis der wehrfähigen Bürger von 1603, in dem auch Peter und sein Sohn Hans aufgezählt sind, gibt 246 Namen; im Jahr 1609 zählte man 250 Bürger, insgesamt rund 2000 Selen. Die 3 den Marktplatz umgebenden Häuserreihen waren fast vollständig ausgebaut. Da kam der erste Rückschlag in der Entwicklung. In der Jahren 1610 und 1611 raffte eine Epidemie, die man die Pest nannte, und schon seit Jahren das ganze Herzogtum durchzog, zahlreiche Einwohner, angeblich die Hälfte der Bürgerschaft weg. Ich sage angeblich, denn es steht fest, daß die Krankheit anderswo nicht so viele Opfer gefordert hat und so sind wohl nicht wenige Familien eben aus Furcht vor der Pest aus Freudenstadt weggezogen. Der Bericht über die Pest geht in der Hauptsache auf das Kirchenbuch zurück, in dem während der kritischen Zeit gar keine Einträge gemacht wurden, weil Pfarrer und Bürgerschaft, soweit sie dazu in der Lage waren, geflohen sind. Für uns ist das Versagen der Kirchenbücher deshalb von Bedeutung, weil in das Jahr 1610 der Tod Peter Glauners und die Hochzeit seines Sohnes fallen. Über beides berichtet das Kirchenbuch nichts. Peter war am 27. Februar 1610, als seine Tochter Barbara bei einer Taufe Patin war, noch am leben. Am 31. März 1611, heißt seine Frau Anna, im Taufbuch als Zeugin eingetragen, Witwe. Zwischen die beiden Tage, wahrscheinlich in den Sommer 1610, fällt sein Tod.

Wenn wir aus den spärlichen Nachrichten, die wir über ihn haben, einen Schluß auf seine Persönlichkeit ziehen wollen, so können wir ihn mit einigem Grund als unternehmend, tatkräftig und, da er noch mit etwa 44 Jahren einen neuen Beruf wählen und offenbar nicht ohne Erfolg ausüben konnte, auch gewandt und geschickt bezeichnen. Auf alle Fälle hat er durch seinen mutigen Schritt der Übersiedlung nach Freudenstadt die Grundlage geschaffen für das Wachstum einer weitverzweigten, blühenden Familie, deren Stammvater er geworden ist.

Seine Frau muß an Tatkraft und Lebensorganie seiner würdig gewesen sein. Sie wagte es noch mit mehr als 50 Jahren, nachdem sie 30 Jahre mit Peter Glauner verheiratet gewesen war, als seine Witwe am 10. November 1612 einen zweiten Mann zu nehmen; Antoni Löchler von Tumlingen bei Dornstetten, also nicht sehr weit von Freudenstadt, der vor ihr schon 6 Frauen begraben hatte. Weitere Nachrichten haben wir über sie nicht.

Von den Kindern Peters, die den Vater überlebten, sind die beiden ältesten Hans der Stammhalter und Barbara noch in Bissingen vor 1584 beziehungsweise 1589 geboren, Anna in Owen am 19. September 1591. Von Barbara haben wir nur durch die schon vorhin erwähnten Patenschaft am 27. Februar 1610 Kunde. Anna heiratete am 31. August 1613 Jakob Nutz, Sohn des Hans Nutz, Bürger und Schlosser in Tübingen.