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Chronik der Familie Glauner   |   Fotoalbum                                                                

 

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1650 - 1700

Hans Jerg war allem Anschein nach ein tüchtiger und wackerer Mann, der in der Bügerschaft Ansehen genoß, und auch aus den kläglichen Verhältnissen des Krieges, gewissermaßen aus dem Nichts, sich zu einigem Wohlstand emporarbeitete. In seinen späteren Jahren war er ein Glied der städtischen Verwaltung und Rechtspflege, war „des Gerichts“, oder wie man auch sagte, Gerichts- oder Ratsverwandter (wobei verwandt so viel ist wie angehörig). Die Stadtverwaltung bestand in Freudenstadt ganz wie in anderen württembergischen Landstädtchen aus dem herzoglichen Vogt, dem Bürgermeister, Gericht und Rat. Die Letzteren zählten zusammen 18 Personen, von denen zwei Bürgermeister, 6 „des Gerichts“, die übrigen „des Rats“ hießen. Die Bürgermeister taten jahrweise abwechselnd Dienst. Die 6 Richter (zugleich älteste Ratsmitglieder) übten unter Vorsitz des Vogts Gerichtsbarkeit in Zivil- und Strafsachen innerhalb von Stadt und Bezirk. In Verwaltungssachen tagte der ganze Rat unter Vorsitz des amtierenden Bürgermeisters.

Mitglied dieser Kollegien wurde man durch ein Verfahren der Zuwahl oder Selbstergänzung. Man darf also aus Hans Jergs Zugehörigkeit zum Stadtgericht schließen, daß er persönlich ein angesehener und wohlhabender, in seinem Beruf anerkannt tüchtiger Mann war. Aber es sind nicht diese Eigenschaften allein oder in vorwiegendem Maße, denen er diese Stellung verdankte. Das Ergänzungsverfahren, bei dem nicht die Gesamtheit der Bürger, sondern nur die wenigen, die schon im Rat saßen, mitzusprechen hatten, führte allein dazu, daß die Mitgliedschaft sich auf einen kleinen Kreis von Familien beschränkte, die unter sich zusammenhielten. Wie weit dabei auch für Hans Jerg Glauner verwandtschaftliche Beziehungen mitsprachen, ist nicht zu sagen. Aber wir dürfen annehmen, daß die Glauner´sche Familie als eine von den wenigen, die seit Gründungszeit in der Stadt saßen, zum Anschluß an jenen Kreis gekommen ist.

Aus der merkwürdigen Tatsache, daß Hans Jerg und seine Frau ihre beiden letzten Söhne die sonst nicht häufig vorkommenden Evangelistennamen Markus und Matthäus beilegten, darf ohne Zweifel auf ihre religiöse Einstellung geschlossen werden. Der lange Krieg mit seiner bitteren Not hatte eine religiöse Bewegung hervorgerufen, die noch des einheitlichen Charakters entbehrte und sich in den verschiedensten Formen äußerte, von Kirchenregiment und Theologen nicht gerne gesehen wurde und erst in den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts im Pietismus ihre gemeinsame Form und Organisation erhielt. Nicht als ob man nun sagen könnte, daß die beiden sich auch dem Pietismus angeschlossen hätten. Im Gegenteil, für ihr Verhalten im Streit der Meinungen und gegenüber der offiziellen Kirchenvertretung gewinnen wir aus den zwei Namen keinerlei Urteil, aber wir erkennen darin ein Zeichen der besonderen Wertschätzung, die die Eltern für Bibel und Neues Testament gefunden hatten und zum Ausdruck bringen wollten.

Hans Jergs Frau Elisabeth (Lisa) entstammte eine Familie, die aus dem Österreichischen eingewandert war. Ihr Vater, Salvator Wurm, war der Sohn des Berthold Wurm, eines Flüchtlings aus Steinfelden in Oberkärnthen. Sie ist nur 41 Jahre alt geworden und starb schon am 25. Februar 1665, 25 Jahre vor ihrem Manne, dem sie 9 Kinder geboren hatte, 5 Söhne und 4 Töchter. Von den letzteren starb Sibylla, geboren am 19. April 1645, schon mit 20 Jahren, 1½ Monate nach der Mutter am 13. April 1665. Anna Maria, geboren am 9. Mai 1652, heiratete am 16. November 1675 den Bäcker Jakob Schneider, der nicht aus Freudenstadt stammte aber nun sich dort niederließ; sie starb am 16. Januar 1724, ihr Mann am 28. August 1714. Von der 3. Tochter, Anna Liese, geboren am 1. März 1657 kennen wir weder das Todesjahr noch sonstige Schicksale. Dagegen war auch die 4. Tochter, Martha, geboren am 17. Juli 1663, verheiratet und zwar an den Hufschmied Christof Vogler, der gleichfalls erst nach Freudenstadt zugezogen war; der Mann starb am 12. Dezember 1712, die Frau am 30. Oktober 1720. Von den Söhnen wurde der erste, Johannes, geboren am 19. Januar 1643 nur 1 Jahr alt. Drei wählten den Beruf des Vaters. Hans Jerg, geboren am 21. November 1647, gestorben am 3. Januar 1713, verheiratet seit dem 3. März 1674 mit Sabina Stengel von Sulz am Neckar, Hans Marx, geboren am 31. März 1654, gestorben am 1. Juli 1727, verheiratet seit dem 8. Februar 1681 mit Anna Katharina Röckh von Freudenstadt, endlich Matthäus, der unser unmittelbarer Vorfahre geworden ist. Zwischen Hans Jerg und Hans Marx kam noch Hans Jakob, dessen Beruf wir nicht kennen. Er ist geboren am 17. März 1650, gestorben am 5. Februar 1718 und heiratete am 8. Mai 1677 Anna Maria Wölpper von Freudenstadt.