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Chronik der Familie Glauner   |   Fotoalbum                                                                

 

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1580 - 1590

Peter Glauner ist vermutlich etwa 1555 geboren. Er heiratete am 8. November 1580 Anna Beckh, Tochter des Dionysius Beckh von Bissingen unter Teck, deren Geburtstag nicht bekannt ist, weil die Kirchenbücher von Bissingen im dreißigjährigen Kriege verloren gegangen sind. Obgleich die Hochzeit in Weilheim stattfand, lebte das Paar später in Bissingen, Doch erfahren wir nichts über Peters dortige Tätigkeit. Die Nachricht bezeichnet Peter, seine Frau und ihren Sohn als der Herrschaft Württemberg Leibeigene. Das bedeutet zu jener Zeit weder einen Schimpf noch eine schwere Belastung, wenigstens im Herzogtum Württemberg, wenn man auch an der Bezeichnung selbst Anstoß nahm. Es war im Grund nichts anderes als eine besondere Art der Besteuerung, in Form von kleinen, regelmäßigen Abgaben, zum Beispiel sogenannte Leibhenne, die eine leibeigene Frau zu geben hatte. Die drückendste dieser Abgaben war der sogenannte Leibfall. Nach dem Tod des Leibeigenen nahm der Leibherr das beste Haupt seines Besitzes, sein Ross oder sonst ein Stück Vieh, von einer Frau aber das beste Kleid für sich in Anspruch.

Im Jahr 1589 hat Peter die Mittelmühle in Owen unter der Teck inne, als Lehen der Herrschaft Württemberg. Sie lag im Städtchen unterhalb der jetzt noch vorhandenen Kirchbrücke. Es gehört dazu nach dem Lagerbuch von 1560 ein Haus mit Scheuer, Hofraite und kleines Gärtlein, zwischen der Lauter- und der Gemeinen Gasse gelegen, daran stoßend ein Krautgarten. Die Mühle hat 3 Räder und der Lehnzins, der davon an die herzoglichen Kellereien von Kirchheim zu bezahlen ist, beträgt 8 Pfd. Heller - 5 fl, 20 Schilling. Die Mühle wurde übernommen mit allem was dazu gehört, also mit der ganzen Mühleneinrichtung, und mußte auch so dem Nachfolger übergeben werden. Der Müller hatte die Einrichtung wie auch die Gebäude selbst und den Wasserbau auf seine Kosten in gutem Stand zu erhalten. Wir wissen aus den Steuerlisten, daß die Glauner in Weilheim alle nicht besonders wohlhabend gewesen sind, welcher auch von ihnen Peters Vorfahre gewesen sein mag. Zur Übernahme der Mühle gehörte aber Kapital, zu ihrem Betrieb wenigstens etwas bares Geld. Peter hat das erforderliche Kapital offenbar besessen, wenn wir auch nicht sagen können, woher er es hatte. Aber es scheint, daß die nun für den Betrieb nötigen Mittel etwas knapp waren. Es gibt zufällig aus dem Jahre 1591, als Peter Glauner etwa 2 Jahre in Owen saß, eine Statistik über die Privatschulden im ganzen Herzogtum. Aus der Liste von Owen erfahren wir, daß er am 8. Juni 1589 130 fl, 1590 am 29. März 100 fl, und am 24. Juni wiederum 100 fl aufgenommen hat. Diese Schulden scheinen nicht zur Abtragung einer etwaigen, von der Übernahme der Mühle herrührenden Schuld zu dienen, sondern der Schaffung von Betriebsmitteln. Daß im übrigen Peter auch jetzt nicht mittellos war, zeigt die Angabe derselben Statistik, daß er am 24. Juni 1590 einem Schiffer von Bissingen 42 Pfd. G Heller geliehen hat, und zwar ohne obrigkeitliche Bewilligung, also auch ohne Gütersicherheit, nur „auf sein gut Vertrauen und Glauben“.

Die Mittelmühle steht heute nicht mehr. Sie brannte in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts ab, eine Kunstmühle, die an ihrer Stelle gebaut wurde, verbrannte 1879 oder 1880 gleichfalls. Seitdem wird auf dem Platz eine Schraubenfabrik betrieben. In näherer Beziehung ist Peter in Owen, wie es scheint, zu Stephan Lieb getreten, der das sogenannte Säubad innehatte. Dieses war eine schwefelhaltige Mineralquelle, die eine Viertelstunde Wegs vom Städtchen entfernt entsprang, aber jetzt verloren ist. Bei ihr stand eine Badherberge mit Badeeinrichtung, die von den Umwohnern häufig benutzt wurde, vermutlich zeitweise lebhaft besucht war, aber keine größere Bedeutung erlangen konnte. Der „Säubäder“ war aber doch kein unbedeutender Mann im Städtchen. Er ist Zeuge bei der Taufe von Peters Tochter Anna, zusammen mit der Frau des Stadtschreibers, der unbedingt zu den Honoratioren gehörte. Auf freundschaftliche Beziehungen der Familie Lieb und Glauner läßt auch schließen, daß in den Jahren 1593 und 1594 Peter zweimal neben Stephans Frau Walburga als Taufzeuge im Haus eines Michel Schweizer auftritt.