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Chronik der Familie Glauner   |   Fotoalbum                                                                

 

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1590 - 1600

Die drei Schuldposten aus den Jahren 1589-91 scheinen zu beweisen, daß Peter nicht gerade glänzende Geschäfte machte. Wir haben zwar aus den folgenden Jahren keine weiteren Nachrichten, aber seine Bereitwilligkeit, nach 10 Jahren der Müllerei aus der Alb in den Schwarzwald zu ziehen und auf ganz neuem Boden eine neue Existenz zu gründen, spricht dafür, daß es ihm andauernd nicht gut ging. Ob er vorher wußte, daß er in Freudenstadt keine Möglichkeit haben werde, eine Mühle zu betreiben, ist freilich zweifelhaft, da der Schwarzwald wasserreich ist, auch ursprünglich die Stadt im Christophstal gegründet werden sollte, wo der Forbach fließt. Jedenfalls hat er dadurch sich nicht von der Ausführung seines Planes abhalten lassen, daß ihm ein (vielleicht wiederholter) Wechsel des Gewerbes bevorstand.

Freudenstadt ist eine Gründung des tätigen und plänereichen Herzogs Friedrichs I. von Württemberg. Dieser hatte schon 1597, wie oben erwähnt, die Absicht gehabt, bei den Bergwerken in Christophstal eine „Bergstadt“ für die Bergleute zu erbauen. Aber noch ehe die Bergordnung mit dem Gründungsplan fertig und veröffentlicht war, hat sich dieser als unausführbar erwiesen, weil das enge Tal keinen Raum gewährte. Es wurde dafür das Waldland über dem Christophstal ausersehen, wo auf ebenem Grund erst 2500 Morgen Wald gerodet werden mußten. Am 22. März 1599 wurden die ersten Gassen und Häuser der neuen Stadt ausgesteckt. Den Ansiedlern, die man zuerst unter den Bergleuten in fremden Ländern, weiterhin unter den eigenen Untertanen und schließlich unter den ihres Glaubens wegen aus der Heimat vertriebenen österreichischen Protestanten suchte, wurde eine Hofstatt zur Erbauung des Hauses samt dem dazu nötigen Bauholz und etlichen Morgen Feldgüter umsonst versprochen. Für die ersten zwölf Jahre sollte die Bürgerschaft von Landsteuern, Frondiensten und dem auf Wein und Bier ruhenden Umgeld frei sein. Für Peter Glauner, wie für manchen anderen kam noch hinzu, daß ihm in Aussicht stand, von der Leibeigenschaft frei zu werden; es war ein allgemeiner Grundsatz: „Stadtluft macht frei“ und auch wenn darüber in dem herzoglichen Ausschreiben nichts stand, konnte er es mit Bestimmtheit erwarten. Da Freudenstadt nach wenigen Jahren Sitz eines Vogts und Obervogts wurde, denen noch einige Amtsflecken zugeteilt waren, und da Stadt und Amt von da ab einen Abgeordneten zum Landtag sandten, konnte von Leibeigenschaft eines Bürgers keine Rede mehr sein.

Peter ist offenbar dem ersten Rufe des Herzogs gefolgt und hat bei der Aussteckung der Stadt am 22. März 1599 gewiß nicht gefehlt. Denn auch seine Hofstätte lag in dem zunächst in Angriff genommenen Stadtteil. Für seinen Hausbau hat er gemeinsam mit David Dreher dem Wirt, dessen Heimat wir nicht kennen, in Juni 1599 von der württembergischen Klosterverwaltung Alpirsbach ein Darlehen erhalten, in der Höhe von zusammen 200 fl, oder 312 Pfund 10 Schilling Heller. Die Schuld sollten sie in vierteljährlichen Raten zahlen, durch Führen zum städtischen Bauwesen, woraus zu schließen ist, daß auch Peter damals Fuhrwerk und Pferde besaß. David Dreher gilt als der erste Ansiedler von Freudenstadt. Das kommt auch deutlich in der Wahl des Platzes für sein Haus, die „Wirtschaft zur goldenen Barbe“, zum Ausdruck. Denn da die neue Stadt in Ausführung des Planes einer Bergstadt für das Christophstal gebaut wurde, war natürlich, daß man mit dem Bau an der Stelle anfing, die Christophstal am nächsten lag. Drehers Haus aber stand da, wo die Straße von Christophstal in den Marktplatz der neuen Stadt einmündetet, als Eckhaus rechter Hand in der ersten Häuserreihe. Peter Glauners Haus aber stand an derselben Straße in der dritten Reihe, zwischen der heutigen Alfred- und Gärtnerstraße.