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Chronik der Familie Glauner   |   Fotoalbum                                                                

 

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1780 - 1830

Christoph Friedrich heiratete am 1. Ostertag 1784 Clara Elisabeth Enters, die aus Hamm stammte. Mit diesem Christoph Friedrich treten wir in eine Epoche ein, aus der noch allerlei Erzählungen unter den heute lebenden Glauners umgehen, so zum Beispiel die, daß ein Bruder dieser Clara Elisabeth Enters in jungen Jahren nach Italien ausgewandert, dort zum Katholizismus übergetreten und Priester geworden sei. Er soll als solcher zu hohen kirchlichen Stellungen und Ehren gekommen und als Kardinal gestorben sein. Sein Vermögen hatte er den Verwandten in Hamm vermacht, aber an die Auszahlung die Bedingung geknüpft, daß sie es persönlich in Rom holen müßten. Eine Romreise aber war für diese einfachen Leutchen ein kaum vorstellbares und gänzlich unvollziehbares Unternehmen, besonders in den Zeiten der napoleanischen Kriege, und so verfiel die Erbschaft. Wie sagt Mephisto: „Denn die Kirche hat einen großen Magen“! Was an dieser Erbschaftsgeschichte Wahrheit, was Dichtung- wer wills heute ermessen? Von einer Enters, zweifellos ist es die Clara Elisabeth, erzählte der Vater des Chronisten, dessen (des Vaters) Großmutter sie war, daß sie beim Melken auf den Lippe-Wiesen von einem wütend gewordenen Stier angegriffen, diesen kurz entschlossen am Schwanz gepackt und nicht locker gelassen habe, bis das Biest trotz Bockens, Springens und Drehens so konfus geworden, daß es schließlich in die Lippe gesprungen sei. Alle Achtung vor solcher Beherztheit einer Frau! „Se non é vero, é ben trovato!“ Christoph Friedrich starb am 30. Mai 1831, 80 Jahre alt, Clara Elisabeth schon am 30. November 1812, 55 Jahre alt. Dieser Christoph Friedrich nun hatte 4 Söhne:

               Johann Georg,             geboren am            28. Dezember       1785

               Gerhard Friedrich,         geboren am            27. August            1786           

               Dieter Casper,              geboren am            3. Oktober            1794           

               Johann Casper,            geboren am            8. Mai                   1802           

Dietrich Casper, mit Rufnamen Dietrich, war verheiratet mit der Anfang März 1797 in Unna geborenen Helene Gerhard. Er hatte nach dem Wunsch seines Vaters, des Metzgers, das gleiche Handwerk erwählen müssen, da er aber offenbar keine so robuste Natur war, wie sie für dieses blutige Handwerk erforderlich ist, hat er es später aufgegeben und wurde Inspektor des Armenhauses in Hamm. Wenn ich vorhin von der wohl nicht allzu robusten Natur Dietrichs sprach, so durfte ich das wohl daraus schließen, was er oft von den Schlachten bei Waterloo und bei Belle Alliance, bei denen er aktiv allerdings nicht beteiligt war, seinen Kindern erzählt hat. Er passierte mit der preußischen Nachhut einen Tag später die Schlachtfelder und nach seinen Schilderungen muß es für ihn ein fürchterliches Erlebnis gewesen sein, wie die verwundeten Soldaten noch herumlagen und nach Hilfe geschrien haben, wie aus Scheunen und Häusern amputierte Arme und Beine herausflogen: alles wäre erfüllt gewesen vom Schreien und Winseln der unter den Messern und Sägen der Feldschers ohne Narkose liegenden Soldaten. Also Dietrich war später Inspektor des Armenhauses in Hamm, sicherlich ein ebenso geruhsamer, wie wenig einträglicher Posten. Sechs Kinder waren da, von denen ein Sohn in jungen Jahren an Rückenmarkschwindsucht starb.

Wie wenig verwöhnt man damals war, mag daraus hervor gehen, daß diese achtköpfige Familie abends beim Licht einer einzigen Kerze saß, nicht nur saß, um sich zu erzählen, sondern daß bei dieser armseligen Beleuchtung auch die Kinder noch die Schularbeiten anfertigen mußten. Man stellte sich das einmal in der heutigen Zeit der Lichtverschwendung vor! Die Mahlzeiten waren denkbar einfach. Es gab morgens Suppe oder Kartoffeln, denn Kaffee war damals nur etwas für die Reichen, mittags und abends wohl das gleiche und allenfalls Sonntags oder an hohen Festtagen Fleisch. Wo hätte auch der Armenhaus-Inspektor einer solch kleinen Stadt wie Hamm, das damals vielleicht 15000 Einwohner zählte, die Mittel zu einem üppigen Leben hernehmen sollen? Denn es ist anzunehmen, daß ein Landstädtchen seine Armen als höchst unliebsame Last, und den, den es zur Aufsicht über sie bestellen mußte, als notwendiges Übel betrachtete, das man sich so wenig wie möglich kosten lassen wollte. So kam es auch, daß es für Dietrichs Kinder nicht zum Besuch einer höheren Schule ausreichte, was wieder zur Folge hatte, daß der erste, dritte und vierte Sohn ein Handwerk erlernten und der zweite zum Militär ging. Der Älteste, Johann Wilhelm Heinrich geboren am 7. Juni 1829 und der dritte, Johann Caspar Friedrich, geboren am 15. Oktober 1832 wurden Bandagisten und Handschuhmacher. Das waren zwei Berufe, die damals offenbar zusammengehörten. Der vierte, Christoph Friedrich Theodor, im Familienkreis „unse leiwe kleine Thedörken“ genannt (man sprach damals in den Bürgerkreisen vielfach plattdeutsch) erlernte das Gärtnerhandwerk. Der zweite Carl Dietrich ging zu den Soldaten, um sich den Civilversorgungsschein zu verdienen, mit dem er nach Ablauf einer Dienstzeit von mindestens 12 Jahren die Anwartschaft auf eine staatliche oder städtische Beamtenstelle erlangen konnte. Eines ist den 4 Brüdern allesamt eigen gewesen: Der Trieb, möglichst viel von der Welt zu sehen.